Piechocki wurde am 8. November 1919 in Ammendorf bei Halle (Saale) geboren. Bereits seit früher Kindheit fazinierte ihn die Vielfalt der Natur (Händel, 2001). So nahm er nach seiner Schulzeit eine Lehre zur Ausbildung eines zoologischen Präparators auf. Nach seinem Miltärdienst wurde er 1945 am Zoologischen Institut in Halle angestellt.
Steckbrief:
Name: | Piechocki |
Vorname: | Rudolph |
Geboren: | 8. November 1919 |
Verstorben †: | 14. Juli 2000 |
Nationalität: | Deutscher |
Beschreibung:
Seine wissenschaftliche Neugier und Sammelleidenschaft, so Händel (2001) weiter, führten dazu, dass er mit dem damaligen Institutsdirektor den umfangreichen, historisch bedeutsamen Fundus zoologischer Präparate wieder für die Forschung verfügbar machte. Hierbei fand er bei seiner Frau Theresia Unterstützung,die er im Januar 1945 heieratete.
Von 1947 bis 1955 war er als Oberpräparator tätig und studierte zur gleichen Zeit Biologie und legte im Jahr 1955 das Diplomexamen mit der Prüfungsarbeit „ Über die Ausheilung von Knochenbrüchen bei Vögeln in freier Natur auf Grund eigener Untersuchungen“ ab. Er wurde 1957 mit der nicht veröffentlichten Dissertation „Über den Geschlechtdimorphismus der Vögel auf Grund vergleichender Becken- und Gewichtsstudien, unter besonderer Berücksichtigung der Beziehungen zwischen Beckenausdehnung und Eigröße“ promoviert und im Jahre 1959 wurde er zum Kustos der Zoologischen Sammlungen in Halle berufen.
1970 wurde Dr. Rudof Piechocki Dozent, und 1985 wurde ihm der Titel des Museumsrates verliehen. Gekrönt wurde sein Leben für die Wissenschaft durch die Ernennung zum außerordentlichen Professor im Jahre 1994 in Würdigung seiner hervorragenden Leistungen.
Ausgehend von seinen Wurzeln als zoologischer Präparator wae er bemüht, Kenntnisse über Konservierungsmethoden zusammenzutragen,zu testen und zu verkvollkommnen. Er entwickelt neue Erfahrungen für die Museologie und schuf sein zweibändiges Werk „Makroskopische Präparationstechnik“,von dem bereits 5 Auflagen erschienen sind Sein Interessen betrafen auch die Erforschung zoografischer und ökologischer Grundlagen verschiedener Fauen-Systeme. Hierzu unternahm er diverse Expeditionen nach China, Kuba und schließlich zweimal, nämlich 1964 und 1974, in die Mongolei führten. Viele der mitgebrachten Sammelstücke verlassten ihn zu zahlreichen Publikationen, z. B. über die Avifauna Chinas und der Mongolei. Das wissenschaftliche Werk von Prof. Dr. Rudolf Piechocki umspannte nahezu den gesamten Bereich des Tierreiches. Er beschäftigte sich vor allem mit Säugetieren, Vögeln und Insekten. Bereits sind seiner Jugend interessierte er sich speziell für die angewandte Entomologie. Bekannt wurden besonders seine Arbeiten zur Biologie des Biberkäfers Platypsyllus castoris. Er entwickelte Zucht- und Präparationsmethoden für medinzinische bedeutsame Insekten wie die Mücken der Gattungen Anopheles und Phlebotomus (Händel, 2001) Die Anopheles – Mücken sind die Überträger der verschiedenen Plasmodienarten,die zu den Sporozoen gehören und die verschiedenen Formen der Malaria verursachen. Die Mücken der Gattung Phlebotomus, die Sandmücken übertragen Viren der Gattung Bunyaviridae (neopolitanisches und sizilianisches Sandmückenvirus) die das Pappataci – oder Dreitagefieber verursachen (Psychrembel, 1998).
Piechocki war auch tierschützlerisch tätig. Er richte am Zoologischen Institut in Halle eine zentrale Stelle für die Erfassung und Auswertung von Todesursachen der vom Austerben bedrohter Tiere bestimmter Arten ein. Über 25 Jahre lang war er Schriftleiter und verantwortlicher Redakteur der halleschen Zeitschrift „Hercynia“. In dieser Fachzeitschrift werden u.a. Originalarbeiten über die Erforschung, Pflege und Schutz natürlicher Ressourcen aus den Bereichen Botanik, Zoologie, Geographie und Geologie publiziert. Mit Hermann Meusel und Rudolf Schubert begründete er 1963 die Neue Folge der Hercynia und profilierte diese zueiner anerkannten Fachzeitschrift (Händel und Heidecke, 2000).
Hervorzuheben ist seine Lehrtätigkeit an der Martin – Luther – Universität in Halle. Seine Vorlesungen zur Zoogeologie, Tierbestimmungsübungen und Präpsrionskurse galten unter seinen Studenten als brilliant. Während der letzten Jahre seines Lebens widemete sich Professor Piechocki auch der Wissenschaftsgeschichte. Insgesamt publizierte dieser Zoologe 216 Arbeiten,darunter 42 Bücher, nach Händel und Heidecke (2000) sogar über die Dauer von 25 Jahren 752 geologische, geografische,botanische und zoologische Originalbeiträge sowie zahlreiche Rezensionen.
Am 14. Juli 2000 verstarb Prof. Dr. Rudlof Piechocki nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 80 Jahren. Die Zoologen des In- und Auslandes trauerten um einen bedeutenden Mitstreiter,einem der wenigenForscher, die im gesamten Bereich der klassischen Zoologie zu Hause waren. Die Zoologie verlor einen großartigen Wissenschaftler,der auch als liebenswürdig und warmherzig galt (Händel, 2001). Im nachfolgenden Literaturverzeichnis werden einige seiner Publikationen von ihm und über ihn aufgelistet.
Einzelnachweise:
- Gonzales, L., M. Rosa und R. Piechocki: Juan Cristobal Gundlach. Apuntes biograficos La Habana, 1900
- Händel, J: Im memoriam Prof. Dr. Rudolf Piechocki (1919 – 2000) Entomol. Zchr. 111(4), 123 und 124 (2001)
- Händel J. und D. Heidecke: In memoriam Rudolf Piechocki Hercynia N.F. 33, 161 – 163 (2000)
- Mlikovsky, J. und R. Piechocki: Biometrische Untersuchungen zum Geschlechtsdimorphismus einiger mitteleuropäischer Eulen Beitr. Vogelk. 29, 1 – 11 (1983)
- Piechocki, R.: Massenvermehrung von Feldmäusen. Wiss. Z. Univ. Halle. Math. – naturw. R.1, (4), 59 – 69 (1951)
- Piechocki, R.: Über die Großgefieder – Mauser von Schleiereule und Waldkauz J. Orn. 102, 220 – 225 (1961)
- Piechocki,R. (Hrsg.1 und Autor2): 1Die Mäuseverwandeten, 301 – 397, 2Wühler, 301 – 344 und Piechocki, R. und B. Grzimek: Biber, 278 - 288 In: Grzimeks Tierleben,Säugetiere 2, Band 11 1970 Kindler Verlag AG, Zürich und Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1979
- Piechocki, R.: Der Uhu in der Mongolischen Volksrepublik Der Falke 27, 375 – 380 (1980)
- Piechocki, R: Der Goldfisch (Carassius auratus auratus) und seine Varietäten NBB, 5. Auflage, Lutherstadt Wittenberg, 1984
- Piechocki, R. und H. Möller: Zur Biologie und Verbreitung der Wildkatze im Harz und Thüringer Wald Wiesenfelder Reihe 8, 52 – 59 (1991)
- Piechocki, R: Untersuchungen unberingter und beringter ertrunkener Waldkäuze Apus 2, 15 – 21 und 41- 46 (1999)
- Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch Walter de Gruyter, Berlin – New York 1998