Lorenz, Konrad Zacharias

Konrad Zacharias Lorenz wurde in Wien bei Altenberg als Sohn des Orthopäden Professor Adolf Lorenz und seiner Frau Emma geboren und starb auch da. Lorenz galt und gilt noch als einer der weltweit berühmtesten Verhaltensforscher. Er selbst nannte sein wissenschaftliches Gebiet „Tierpsychologie“ und wird als im deutschsprachigen Raum als dessen Gründervater angesehen. Das deutsche Nachrichtenmagazin „Spiegel“ bezeichnete ihn einmal als den „Einstein der Tierseele“.

Steckbrief:

Name: Lorenz
Vorname: Konrad Zacharias
Geboren: 7. November 1903
Verstorben †: 27. Februar 1989
Nationalität: Österreicher

 

Beschreibung:

Lorenz erhielt 1973, gemeinsam mit 2 anderen Wissenschaftlern, Nikolaas Tinbergen und Karl Ritter von Frisch für die bahnbrechenden ethologischen Arbeiten der vergleichenden Verhaltensforschung bzw. –biologie den „Nobelpreis für Physiologie oder Medizin“ für ihre Entdeckung des Aufbaus und die Auslösung von individuellen und sozialen Verhaltensmustern (Porsche, 2007, Tinbergen, 1973, Wikipedia, 2007).

Bereits mit 5 Jahren endeckte er die Prägung von Entenküken (datacomm.ch, 2007). Die Biologen und Mediziner verstehen darunter die erblich bedingten Verhaltensweisen gegenüber ihren Eltern, Bezugspersonen und Dingen. Das bedeutet z.B. dass Jungvögel auf akustische und optische Reize ihrer Eltern angewiesen sind, um somit eine Bindung zu ihnen aufbauen zu können. Dabei kann jedes Lebewesen oder Objekt, das bestimmte Reize aussendet, die Eltern ersetzen und somit eine Prägung bedingen. Die Beobachtungen an Entenküken weckten sein leidenschaftliches Interesse für die Verhaltensbiologie.

Konrad Lorenz studierte 1922 bis 1928 zunächst in New York und dann in Wien Medizin (Porsche, 2007, Wikipedia,2007), wurde 1928 in Wien Doktor der Medizin (Dr. med. univ.) und wechselte später zur Zoologie. Er wurde in diesem Fach 1936 promoviert und wurde zusätzlich Dr. phil.(Doktor der Philosophie). Im Jahr 1927 heieratete Lorenz die Medinzinstudentin Margarethe Gebhardt. Von 1931 bis 1935 war er Assistent am II. Anatomischen Institut der Universität Wien beschäftigt.1937 bis 1940 war er Privatdozent für vergleichende Anatomie und vergleichende Tierpschyologie an der Universität Wien und 1940 bis 1941 Ordentlicher Professor und Leiter für vergleichende Tierpsychologie an derUniversität Königsberg (heute Kalingrad/Russland).

Bereits während seines Studiums erforschte er die Instinktbewegungen bei Tieren, der Grundsstein für seine zukünftige Verhaltensforschung. Im Jahr 1937 wurde Lorenz zum Privatdozenten für vergleichende Anatomie und vergleichende Tierphysiologie an die Universität Wien berufen. Während des Anschlusses Österreichs an das Nazi – Deutschland unter Adolf Hitler trat er 1938 der NSDAP bei und wurde Mitarbeiter des Rassenpolitischen Amtes. Er selbst sagte von sich, er sei ein „unpolitischer Mensch“ und nur deshalb Mitarbeiter dieses Amtes,da er sich für Rassenpolitik interessiere. Dennoch hatte er zahlreiche Kritiker,die ihm vorwarfen,er sei ein Nationalsozialist. Er äußerte sich 1988 in einem Spiegel – Interview zu jener Zeit und sagte „Und ich habe mich ja auch vor aller Politik gedrückt.......vor einer Auseinandersetzung mit den Nazis habe ich mich in sehr verächtlicher Weise gedrückt,ich hatte einfach keine Zeit dazu.“

Lorenz sagte bei anderer Gelegenheit „ Ich war als Deutschdenkender und Naturwissenschaftler selbstverständlich immer Nationalsozialist und aus weltanschaulichen Gründen erbitteter Feind des schwarzen Regimes“ und „schließlich darf ich wohl sagen, dass meine ganze wissenschaftliche Lebensarbeit, in der stammesgeschichtliche, rassenkundliche und sozialpsychologische Fragen im Vordergrund stehen,im Dienste Nationalsozialistischen Denkens steht“ (datacomm.ch, 2007).

1937 forschte Lorenz erstmals und mehrere Monate mit Nikolaas Tinbergen an Graugänsen in Altenberg. Lorenz zeigte u.a. wie von ihm aufgezogene Gänseküken ihn als Mutter betrachteten und ihm auf Schritt und Tritt folgten. Maßgebliche Erkenntnisse der Instinktlehre und Verhaltensbiologie stammen aus dieser Zeit.Graugänse gehörten zu den bekanntesten Forschungsobjekten von Konrad Lorenz . Die genaue Beschreibung aller beobachten Verhaltensweisen und deren exakte Protokollierung ermöglichte den Vergleich von Verhaltensweisen zwischen unterrschiedlich verwandten Arten. So konnte Lorenz besonders an Enten- und Gänsearten bestimmte Verhaltensweisen der einen Spezies als Modifikation von Verhaltensweisen einer anderen Art erklären. Er wies z.B. eine genetische Besonderheit nach, nämlich dass es angeborene Auslöser für Verhaltensweisen gibt, die sogenanten „Schlüsselreize“ (Wikipedia, 2007). Die „Gesammelten Abhandlungen“ von Lorenz (1966) zeigen,das er nicht nur an Gänsen sondern auch an anderen Spezies,u.a.. den Corviden (Corvidae = Rabenvögel), z. B. Dohlen, Verhaltensstudien durchführte.

1948 kehrte Lorenz aus der Kriegsgefangenschaft nach Altenberg/Donau zurück und konnte seine Arbeiten fortsetzen. Er gründete 1949 die Station für vergleichende Verhaltensforschung in Altenberg und wurde später Honorarprofessor der Universität Münster (1953) und an der Ludwig – Maximilian – Universität München. Er war dann Direktor des Max – Planck – Instituts (M. Planck –1858 bis 1947 - war deutscher Physiker und erhielt1918 den Nobelpreis für vom ihm begründete Quantentheorie) für Verhaltenphysiologie im oberbayerischen Seewiesen bei Starnberg (1961 – 1973). Dort beschrieb er in einem sehr bekannt gewordenen Buch (Lorenz, 1963),dass die menschliche Agression und der der Tier angeboren, d.h. erblich festgelegt sei und z.B. der Revierverteidigung entspreche. Ebenso berühmt ist sein Buch „Die Rückseite des Spiegels. Versuch einer Naturgeschichte menschlichen Erkennnens“ (1973). Dieses Werk ist im Stil der Philososophie geschrieben und für den nicht philosophisch Geschulten sehr schwer zu lesen..Die Zweifel mancher Wissenschaftler an seinen Theorien wurden vielfach entkräftet und die Erfolge von Lorenz und anderen führten 1973 zum Nobelpreis für Medizin (siehe oben!).

1982 berief man Lorenz zum Leiter der Forschungsstelle für Ethologie am nach ihm benannten Konrad – Lorenz – Institut der Östereichischen Akademie der Wissenschaften in Altenberg.Während der 1980er Jahre engagierte er sich auch für den Umweltschutz. Lorenz schrieb zahlreiche Bücher, von denen hier nur 2 exemplarisch erwähnt werden. Er ist auch Mitautor der 13bändigen Enzyklopädie des Tierreichs „Grzimeks Tierleben“ des Herausgebers Prof. Dr. med.vet.Dr.h.c. Berhard Grzimek (1970 und 1979). Einer seiner Schüler ist der prominente Prof. Dr. phil.Irenäus Eibl – Eibesfeldt (1973). Er war u.a. Leiter für Humanethologie am Max – Planck –Institut am Starnberger See.

Am 27. Februar starb Lorenz im Alter von 85 Jahren an einem Nierenleiden (Porsche, 2007).

 

Einzelnachweise:

  • Datacomm.ch: Konrad Lorenz (19 03 – 1989). Der Biologe im Schatten seiner Vergangenheit (2007)
  • Eibl – Eibesfeldt, Irenäus: Der vorprogrammierte Mensch, Das Ererbte als bestimmender Faktor im menschlichen Verhalten Verlag Fritz Molden, Wien – München – Zürich 1973
  • Grzimek, Bernhard (Herausgeber): GRZIMEKS TIERLEBEN. Enzyklopädie des Tierreichs (13 Bände) 1970 Kindler Verlag AG, Zürich und Deutscher Taschenbuchverlag GmbH & Co.KG, München 1979
  • Lorenz, Konrad: Zur Naturgeschichte der Agression. DAS SOGENANNTE BÖSE Dr. G. Borotha – Schoeler Verlag, 17. – 20. Auflage, Wien 1966
  • Lorenz, Konrad: Über tierisches und menschliches Verhalten. Aus dem Werdegang der Verhaltenslehre. Gesammelte Abhandlungen Band I R. Piper & Co. Verlag München 1966
  • Lorenz, Konrad: Die Rückseite des Spiegels. Versuch einer Naturgeschichte R.Piper & Co. Verlag, München – Zürich 1973
  • Porsche, Susanne: Konrad Lorenz – Biografie WHO´s WHO (2007)
  • Tinbergen, Nikolaas: Autobiography (Autobiografie) The Nobel Prize in Physiology or Medicine 1973 (Der Nobelpreis für Pysiologie und Medizin 1973)
  • Wikipedia: Konrad Lorenz (2007)