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Moorente
Datum: Montag, 28 Juni 2010 16:54
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Allgemeine Beschreibung:

• Beschreibung:

Die Moorente ist eines der kleineren Mitglieder der rund 150 Arten umfassenden Familie der Entenvögel (Anatidae).

Erwachsene Individuen weisen eine Gesamtlänge von ungefähr 40 Zentimetern und eine Flügelspannweite um 65 Zentimeter auf. Männchen und Weibchen sind gleich gross, unterscheiden sich aber in der Färbung ihres Gefieders sowie in der Färbung ihrer Iris. Letztere ist bei den Männchen leuchtend weiss, bei den Weibchen dunkelbraun.

Innerhalb der Familie der Entenvögel gehört die Moorente zur Gattungsgruppe der Tauchenten (Aythyini), welche zwölf Arten umfasst. Tatsächlich ist sie eine ausgezeichnete Taucherin, welche mehr als eine halbe Minute lang unter der Wasseroberfläche zu schwimmen vermag. In Anpassung an die Fortbewegung unter Wasser setzen ihre Beine weit am Körperende an. Ausserdem sind ihre Schwimmfüsse besonders gross, und sie trägt auch an ihrer Hinterzehe einen Hautlappen.

Im Unterschied zu manchen anderen Entenvögeln ist die Moorente nicht sonderlich gesellig. Zwar bilden sich in den Winterquartieren mitunter Verbände von mehreren Dutzend Individuen. Im allgemeinen begegnet man der zierlichen Ente jedoch während der Fortpflanzungszeit paarweise und während des restlichen Jahrs einzeln oder in kleinen Trupps von zwei bis fünf Individuen. Sie verhält sich ferner zumeist still. Nur selten lässt das Männchen einen merkwürdigen keuchenden Laut hören, und auch das Weibchen, das wie die Weibchen der anderen Tauchentenarten eine leise, knarrende Stimme hat, ist selten zu vernehmen.

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Verbreitungsgebiet / Lebensraum

Verbreitungsgebiet / Lebensraum:

• Verbreitungsgebiet:

Die Moorente ist eine Charakterart der Feuchtgebiete und Gewässer im Bereich der osteuropäischen und der westasiatischen Steppen. Der weit überwiegende Teil der Gesamtpopulation brütet in dieser Region. Das Artverbreitungsgebiet ist allerdings erheblich grösser und erstreckt sich von Spanien ostwärts bis nach China. In den Randbereichen dieses enormen Areals kommt die Moorente allerdings nur in geringen Beständen vor und brütet dort nur sporadisch.

• Lebensräume:

Meistenorts ist die Moorente ein Zugvogel: Sie fliegt im Herbst nach Süden, um den unwirtlichen Lebensbedingungen in ihrem Brutgebiet auszuweichen. Die meisten Bestände haben ihr Winterquartier in den südlichen Bereichen des Kaspischen, Schwarzen und Asowschen Meers sowie des Mittelmeers. Manche überwintern jedoch auch im tropischen Afrika, insbesondere in den Ländern Mali, Tschad, Nigeria und Sudan.

Untiefe Stillgewässer, welche einerseits reich an Wasserpflanzen sind und andererseits von einem dichten Schilfgürtel sowie Gehölzen umsäumt sind, bilden den bevorzugten Lebensraum der Moorente. Wo geeignete Süssgewässer fehlen, nimmt sie aber auch mit salzhaltigen Seen, brackigen Flussdeltas und anderen Stillgewässern in Meeresküstennähe vorlieb.

Obschon die Moorente durch ihre Lebensweise an offene Gewässer gebunden ist, bevorzugt sie ­ im Gegensatz zu den anderen Mitgliedern der Gattung Aythya ­ verhältnismässig kleinflächige Seen und meidet grössere und tiefgründige. Vielfach bewohnt sie sogar kleine künstliche Gewässer wie Fischteiche, Wasserrückhaltebecken und Reisfelder.

In Aserbaidschan brütet die Moorente regelmässig an mehreren Stellen im Tiefland. Zu nennen sind der Lake Akzybir, ein etwa 40 Quadratkilometer grosser, jedoch nur 0,5 bis 1,2 Meter tiefer See mit riesigen Schilfgebieten im Norden des Landes; der Lake Sarysu, ein leicht salzhaltiges, um 200 Quadratkilometer grosses Seensystem mit ebenfalls ausgedehnten Schilfbeständen im südlich-zentralen Aserbaidschan; ferner der Lake Mahmud-chala und der Lake Ych-chala im Süden der Republik.

Die Moorente führt im allgemeinen ein verborgenes Leben im dichten Schilfgürtel ihres Heimatgewässers. Sie ist nicht sehr schreckhaft und zögert bei einer sich anbahnenden Gefahr lange, bis sie auffliegt. Tut sie es schliesslich notgedrungen, so hebt sie allerdings mit Leichtigkeit vom Wasser ab: Sie nimmt förmlich einen Satz in die Luft und fliegt sogleich geschwind davon. Sie läuft und flattert also nicht ­ wie viele andere Wasservögel ­ zunächst eine kurze Strecke über die Wasseroberfläche, bis sie schliesslich abhebt.


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Nahrung

Nahrung / Feinde:

• Nahrung:

Ihre Nahrung findet die Moorente fast ausschliesslich auf und im Wasser. Sie nimmt vor allem pflanzliche Stoffe zu sich, wobei sie eine besondere Vorliebe für die Samen und die jungen Triebe von Laichkraut (Potamogeton) , Seggen (Carex) , Seerosen (Nymphaea) , Wasserlinsen (Lemna) und ähnlichen Gewächsen zeigt. Gern verspeist sie aber auch Tierliches wie Jungfische, Fischlaich, Kaulquappen, Jungfrösche, aquatische Würmer, Wasserschnecken, Krebstiere und Insekten, darunter Libellenlarven, Wasserwanzen und Wasserkäfer. Die Form der Nahrungsaufnahme ist ebenso abwechslungsreich wie die Kost: Teils sucht die Moorente an der Wasseroberfläche nach Nahrungsdingen, teils schwimmt sie mit untergetauchtem Kopf umher, teils gründelt sie, teils unternimmt sie richtige Tauchgänge.


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Fortpflanzung

Fortpflanzung:

• Fortpflanzung:

Moorenten gehen keinen Paarbund auf Lebenszeit ein, wie wir es von anderen Entenvögeln her kennen, sondern binden sich jeweils nur für die Dauer einer Brutsaison an einen Partner. Die «Brautschau» findet stets im Winterquartier statt. Die Männchen zeigen dann auffälliges Balzverhalten, um die Aufmerksamkeit der anwesenden Weibchen auf sich zu lenken und eines davon für sich zu gewinnen. Dazu gehören ganz verschiedene Haltungen und Bewegungen wie «den Kopf nach hinten werfen und das Halsgefieder sträuben», «die Schwanzfedern sträuben und auf die Wasseroberfläche senken» oder «langsames Umherschwimmen mit weit nach vorn gestrecktem Hals». Fühlt sich ein Weibchen zu einem der balzenden Männchen hingezogen, so antwortet es auf diese ritualisierten Verhaltensweisen mit ähnlichen, wenn auch weniger ausgeprägten Bewegungen und Haltungen. Spätestens im Januar oder Februar haben sich die Moorenten-Paare jeweils formiert, so dass sich die Vögel schliesslich paarweise auf die Reise in den Norden, zu ihren Brutplätzen, machen, wo sie im allgemeinen im Laufe des Aprils eintreffen.

In Gebieten, wo sie noch häufig vorkommen, brüten die Moorenten zumeist in lockeren Kolonien. Anderenorts tun sie dies einzeln und recht weit über den vorhandenen Lebensraum verstreut. Das Nest wird am Boden in unmittelbarer Wassernähe oder sogar im untiefen Wasser angelegt, und zwar gut versteckt in dichter Vegetation. Es besteht aus Schilf- und anderen Pflanzenteilen, misst im Durchmesser etwa zwanzig Zentimeter und ist ungefähr zehn Zentimeter hoch. Die Nestmulde wird mit Flaumfedern ausgepolstert.

Mitte Mai ist üblicherweise das Nest gebaut und sind die Eier gelegt. Wie bei den meisten Entenarten ist das Gelege bei der Moorente recht umfangreich: Es zählt gewöhnlich acht bis zehn, selten sogar bis vierzehn Eier. Das Weibchen beginnt erst zu brüten, wenn das Gelege vollzählig ist, und erreicht damit, dass nach einer 25- bis 27-tägigen Brutzeit alle Jungen gleichzeitig schlüpfen. Das Brutgeschäft wird vom Weibchen allein besorgt. Verlässt es sein Nest für eine Weile, um sich der Nahrungsaufnahme zu widmen, so deckt es die Eier vorher sorgfältig mit Flaumfedern zu, um sie erstens vor Auskühlung und zweitens vor feindlichen Blicken zu bewahren. Das Männchen hält sich während der ersten ein bis zwei Wochen ständig in der Nähe des Nests auf und begleitet jeweils sein Weibchen, wenn dieses auf Nahrungssuche geht. Noch ehe die Jungen aus den Eiern schlüpfen, löst er sich jedoch von seiner Familie und entzieht sich damit aller väterlichen Pflichten.

Die jungen Moorenten sind beim Verlassen der Eier schon weit entwickelt. Sie tragen ein dichtes Daunenkleid und können sofort laufen und schwimmen und alsbald auch tauchen. Von Anfang an nehmen sie selbstständig Nahrung zu sich, ohne auf die Anleitung oder Hilfe der Mutter angewiesen zu sein. Deren Aufgabe ist es einzig, die muntere Schar vor Feinden zu behüten und sie während der ersten Nächte zu hudern. Im Alter von etwa zwei Monaten ist den Jungen bereits das vollständige Jugendkleid gewachsen, so dass sie fortan auch fliegen können. Zu diesem Zeitpunkt lösen sie sich von ihrer Mutter. Sie schreiten ihrerseits bereits im folgenden Jahr zur Fortpflanzung.

Gefährdung:

• Gefährdung:
Die Moorente war einst ein recht häufiger Vogel, hat jedoch in den vergangenen Jahrzehnten massive Bestandseinbussen erlitten. Noch in den Sechzigerjahren des letzten Jahrhunderts lebten im europäischen Teil der damaligen Sowjetunion (inkl. Aserbaidschan) etwa 75 000 Brutpaare. Zu Beginn der Achtzigerjahre waren es nurmehr 12 000 bis 14 000 Paare. Und anfangs der Neunzigerjahre brüteten lediglich noch etwa 6000 Paare in dieser Region.

Die Hauptursache hierfür ist zweifellos die Entwässerung von seichten Seen und von Feuchtgebieten aller Art, welche zwecks Gewinnung von Ackerland oder zwecks Bewässerung von Pflanzungen im Verlauf des 20. Jahrhunderts auf breiter Front stattgefunden hat. Ferner scheint gebietsweise die übermässige Bejagung der Moorente für den Verzehr zum Bestandsrückgang beigetragen zu haben. Obschon die Art in vielen Ländern seit geraumer Zeit unter gesetzlichem Jagdschutz steht, wird sie weiterhin des öfteren abgeschossen ­ teils, weil sie mit anderen, jagdbaren Enten verwechselt wird, teils aber auch, weil der Vollzug der Jagdgesetze mangelhaft ist und diese deshalb schlicht ignoriert werden.


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Systematik

Systematik

Familie: Entenvögel (Anatidae) - Vigors, 1825
Unterfamilie: Entenverwandte (Anatinae) - Leach, 1820
Gattung: Tauchenten (Aythya) - Boie, 1822
  • Tafelente (Aythya ferina) - Linnaeus, 1758
  • Riesentafelente (Aythya valisneria) - Wilson, 1814
  • Rotkopfente (Aythya americana) - Eyton, 1838
  • Moorente (Aythya nyroca) - Güldenstädt, 1769
  • Madagaskar-Moorente (Aythya innotata) - Salvadori, 1894
  • Australische Moorente (Aythya australis) - Eyton, 1838
  • Schwarzkopf-Moorente (Aythya baeri) - Radde, 1863
  • Reiherente (Aytha fuligula) - Linnaeus, 1758
  • Halsringente (Aythya collaris) - Donovan, 1809
  • Neuseeland-Tauchente (Aythya novaeseelandiae) - Gmelin, 1789
  • Bergente (Aythya marila) - Linnaeus, 1761
  • Veilchenente (Aythya affinis) - Eyton, 1838
Die Systematik basiert auf Grzimeks Tierleben.

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Literatur

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Steckbrief
Datum: Montag, 28 Juni 2010 16:54
Länge:
40 Zentimeter
Gewicht:
Gefieder:
Geschlechter verschieden
Spannweite:
65 Zentimeter
Ernährung:
Insekten, Larven, Gräser
Jungtiere:
Zugverhalten:
Zugvogel
Fortpflanzung:
Gelege:
8 - 14 Eier
Tragezeit:
Brutzeit:
22 - 25 Tage
Verbreitungsgebiet:
Europa, Afrika, Asien
Alter:
IUCN:
Gefährdet

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Informationen
Fotograf:
Marcel Burkhard
Fotograf Homepage:
www.foto-galaxy.ch
Aufnahmeort:
Naturhistorisches Museum Bern
Zoo Link:
www.nmbe.ch
Autor:
Markus Kappeler
Homepage:
http://www.markuskappeler.ch
Email:
Zusätzliche Hinweise:

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