Walter Fiedler wurde am 8. August 1922 in Groß Harras, südwestlich von Laa an der Thaya (Österreich) geboren. 1926 zog er mit seinen mit seinen Eltern nach Pottschach, wo er mit 2 Zwillingsbrüdern aufwuchs und Schüler bei seinem Vater, einem Lehrer, war. Er bestand sein Abitur 1940 in Wiener Neustadt mit Auszeichnung. Er verstarb am 5. August 2009.
Steckbrief:
Name: | Fiedler |
Vorname: | Walter |
Geboren: | 8. August 1922 |
Verstorben †: | 5. August 2009 |
Nationalität: | Österreicher |
Beschreibung:
Zunächst studierte er in Wien Geschichte, Geografie und Biologie. Er hätte auch gut, so Schaller (1993) in einer „Laudatio“ während des Fest – Symposiums am 8. 10. 1992 anläßlich des 70. Geburtstag von Prof. Dr. Walter Fiedler, Geisteswissenschaftler werden können, da er den Gebieten der Geo- und Ethnografie sowie der Historie großes Interesse entgegenbrachte. Nach seiner Zeit (1947) als Soldat und Gefangener der Amerikaner in Meran (Tirol) setzte Fiedler sein Studium in Wien fort und immatrikulierte sich für Zoologie und Anthropologie. Er wurde 1950 mit der Dissertation „Morphologie der Kiefermuskulatur der Oscines“ promoviert. Dr. Fiedler hatte mehrere sehr prominente zoologische Lehrer und Mentoren, z.B. Prof. Dr. Dr.h.c. Heini Hedinger, ehemaliger Direktor des Zoologischen Gartens Zürich und Autor von „Grzimeks Tierleben“.
Er reiste im Sommer 1955 nach Äthiopien,um an einer Expedition des Frankfurter Anatomischen Instituts teilzunehmen. Fiedler hatte lebensnahe Begegnungen mit der afrikanischen Säuger- und Vogelfauna und mit äthiopischen Menschen,ihrer Kultur und Geschichte. Der zukünftige Zoodirektor war damit im Bannkreis einer fazinierenden Tropenwelt. Später ist er noch oft in Afrika gewesen. Auch die tropische Tierfauna Südamerikas, auch die der Galapagosinseln, hat er wiederholt an Ort und Stelle studiert. Gleiches gilt für Südindien.
Es begann sich damals schon herumzusprechen, so Schaller (1993) weiter,dass da ein neuer Fachmann aus Wien für Tiergartenbiologie nachgewachsen war. Fiedler war von 1957 – 1959 als Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) Forschungsassistent in einem wiss. Institut in Frankfurt.
Fiedler schuf sich einen großen Ruf als Experte als Vertebratenmorphologe, Säugetier- Systematiker und Primatologe. Diese Qualfikationen waren Wegbereiter für seine Anstellung am 1. 6. 1959 als Leiter des Tiergartens Schönbrunn,dessen Direktor er 1967 wurde. Er behielt diese Funktion bis Ende 1987. Er habilitierte sich 1969 an der Wiener Universität und erhielt 1981 den Professorentitel.
Unter seiner Leitung wurde u.a.
- das Aquarienhaus 1959 eröffnet,
- ein Ersatz der meisten Gitter durch leichtere Geflechte oder Gräben geschaffen,
- die großen Greifvogelvolieren erneuert und durch Brutvolieren ergänzt,
- Verbesserungen im Affenhaus durchgeführt und
- großzügige neue Anlagen für Pinguine, Robben,Hirsche und Bären gebaut.
Eine sehr exakte Beschreibung dieses Tiergartens liefert Glaser (1976), Böck (1995) und neun Autoren des Buches der Herausgeber Ash und Dittrich (2002).
Hofrat Universitäts –Professor Walter Fiedler war von 1980 bis 1986 Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Vogelkunde gewesen. Seine wissenschaftlichen Arbeiten haben Weltruhm, z. B. seine große systematische Primatenmonographie und „Die Haut der Säugetiere als Ausdrucksorgan“. Hervorzuheben sind seine Autorenschaft in „Grzimeks Tierleben“ uns seine kenntnisreichen tiergärtnerischen Aufsätze und Buchbeiträge über den Tiergarten Schönbrunn. Mit seiner Frau Ursula Giese publizierte er ein reizvoll gestaltetes Sonderheft über die Menagerie und den Botanischen Garten des Prinzen Eugen im Belvedere.
Schaller (1993) beendet seine „Laudatio“ mit den Worten „Schon 1973 erhielten Sie das Goldene Ehrenzeichen für die Verdienste um die Republik. 1987 und 1988 folgten neben anderen Auszeichnungen das Goldene Ehrenzeichen der Stadt Wien und das Große Ehrenzeichen der Republik“. Zu Ehren Fiedlers wurden anschließend noch andere Reden gehalten, z.B. von dem Präsidenten des Verbandes Deutscher Zoodirektoren Dr. rer.nat. Dieter Poley (1993).
Professor Walter Fiedler hielt zahlreiche Vorträge, im Österreichischen „Besprechungen“ genannt“ und zahlreiche Fachzeitschriftenartikel und –bücher. Einige werden hier zitiert.
Literatur:
A. Besprechungen bzw. Vorträge (publiziert)
- Fiedler, W.: Stammesgeschichte der Säugetiere Verh. Zool. – Bot. Ges. Österr. 100, 209 – 210 (1960)
- Derselbe: Einführung in die Primatenkunde Verh. Zool.- Bot. Ges. Österr. 113, 143 (1973)
- Derselbe: Weber, Witwen, Sperlinge als Volierenvögel Verh. Zool. –Bot. Ges. Österr. 116/117, 160 (1978)
- Derselbe: Ökologie und Verhalten des Banteng (Bos javanicus) in Java Verh. Zoól. – Bot. Ges. Österr., 118/119, 139 – 140 (1980)
- Derselbe: Lebende Fossilien.Oldtimer der Tier- und Pflanzenwelt Verh. Zool. – Bot. Ges. Österr. 137, 289 – 296 (2000)
B. Fachzeitschriften und – bücher
- Ash, M. G. und L. Dittrich (Hrsg.): Menagerie des Kaisers – Zoo der Wiener – 250 Jahre Tiergarten Schönbrunn Pichler Verlag,Wien 2002
- Fiedler,W.: Zur Gliederung der Kaumuskulatur bei denSäugetieren Verh. Anat. Ges. 50, 354 – 361 (1952)
- Derselbe: Die Kaumuskulatur der Insectivora Acta Anatomica 18, 101 – 175 (1953)
- Derselbe: Über einige Fälle von Markierungsverhalten bei Säugetieren Rev. Suisse Zool. 62 (10), 230 – 240 (1955)
- Derselbe: Die Haut der Säugetiere als Ausdrucksorgan Studium Generale 17 (6), 362 – 390 (1964)
- Derselbe: Seeadler – Zucht im Tiergarten Schönbrunn Zool. Garten, 36 (1-3), 60 – 70 (1968)
- Derselbe: Die Herrentiere, 233 - 242 Die Affen, 297 – 309 Derselbe mit J. Itani, M. Kawai, I. DeVore und S. L. Washburn:Die Meerkatzen, 379 – 440 In: Grzimeks
- Tierleben, Säugetiere 1, 10 1970 Kindler Verlag AG,Zürich und Deutscher Tschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München, 1979
- Derselbe: Der Tiergarten Schönbrunn Naturgeschichte Wien 4, 377 – 416 (1974)
- Derselbe: Tiergarten Schönbrunn, Geschichte und Aufgaben Verlag der wiss. Gesellschaften Österreichs, Wien 1976
- Glaser, J.: Schönbrunner Chronik 2. ergänzte Auflage, Wien 1976
- Poley, D.: Walter Fiedler 70 Jahre (* 8. 8. 1992) Fest – Symposium am 8.10. 1992 Festvortrag für Herrn Univ. – Prof. Hofrat Dr. Walterr Fiedler, Dir. i. R. Vom
- Garten der Intelligenz zum Zoo 2000 Verh. Zool.- Bot. Ges. Österr. 130, 244 ff. (1993)
- Schaller, F.: Walter Fiedler 70 Jahre (* 8. 8. 1922) Fest – Symposium am 8.10. 1992 Würdigung vor der Zoologisch – Botanischen Gesellschaft Verh. Zool.- Bot. Ges.Österr, 130, 237 – 257 (1993)