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Polarfuchs; Eisfuchs
Datum: Samstag, 15 Mai 2010 11:35
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Allgemeine Beschreibung:

• Beschreibung:

Der Eisfuchs ist innerhalb der Familie der Hunde (Canidae) eng verwandt mit den «echten» Füchsen der Gattung Vulpes , zu denen auch unser bekannter Rotfuchs (Vulpes vulpes) gehört. Tatsächlich haben der Eisfuchs und der Rotfuchs viele Gemeinsamkeiten, bezüglich ihres Körperbaus ebenso wie hinsichtlich ihres Verhaltens. Die arttypischen Merkmale und Eigenschaften des Eisfuchses, die ihn vom Rotfuchs unterscheiden, haben - wenig überraschend - fast ausnahmslos mit seinem Leben im hohen Norden zu tun. Es handelt sich um Anpassungen an das dort herrschende frostige Klima.

Der Eisfuchs ist ein verhältnismässig kleiner Wildhund: Erwachsene Männchen weisen im Durchschnitt eine Kopfrumpflänge von etwa 55 Zentimetern, eine Schulterhöhe von 30 Zentimetern und ein Gewicht von knapp 4 Kilogramm auf. Die Weibchen sind im allgemeinen noch etwas kleiner.

Zweimal im Jahr wechselt der Eisfuchs mit dem Fell auch seine Farbe: Im Winter ist er weiss gefärbt, im Sommer graubraun. So trägt er jederzeit den passenden «Tarnanzug» und wird auf seinen Fresswanderungen nicht sofort von jedem Lemming (sprich: Beutetier) und von jedem Adler (sprich: Fressfeind) entdeckt.

Interessanterweise gibt es auch Eisfüchse, deren Winterfell nicht weiss, sondern hellgrau, stahlblau oder beinahe schwarz gefärbt ist. Diese «Blaufüchse» können in ein und demselben Wurf mit «normalen» Geschwistern vorkommen. Es handelt sich also lediglich um einen Farbschlag, vergleichbar etwa mit den Schwärzlingen bei gewissen gefleckten Wildkatzenarten. Die Häufigkeit der Blaufüchse ist dort besonders gross, wo die Schneedecke im Winter unvollständig ist. Beispielsweise bestehen auf den Pribilof-Inseln im Beringmeer, wo sich die Eisfüchse während des Winters hauptsächlich im nahrungsreichen, jedoch schneearmen Küstenbereich aufhalten, rund 90 Prozent des Bestands aus «blauen» Tieren.

Das dicke Winterfell des Eisfuchses ist zweifellos seine wichtigste Anpassung an die unfreundlichen Bedingungen, die in seiner arktischen Heimat herrschen. Mit 70 Prozent feinster, ausgeprägt wärmedämmender Unterwolle ist es eines der dichtesten im ganzen Tierreich. Wie bei anderen Tierarten, die häufig im Schnee unterwegs sind, darunter etwa dem Luchs (Lynx lynx) , sind im übrigen die Pfoten des Eisfuchses im Winter rundherum mit dichtem Fell bekleidet. Dies dient einerseits natürlich dem Schutz vor Kälte, verbessert aber andererseits auch die Trittfestigkeit in lockerem Schnee und beugt dem Einsinken vor. Seinen warmen «Strümpfen» verdankt der Eisfuchs seinen wissenschaftlichen Artnamen: lagopus bedeutet «hasenfüssig».

In seiner warmen Verpackung vermag der Eisfuchs der bittersten Kälte zu trotzen - und deshalb Gegenden zu bewohnen, in denen die Lufttemperatur bis zu 100° Celsius tiefer liegt als seine Körpertemperatur. Erst wenn die Umgebungstemperatur unter -70° Celsius abfällt, beginnt auch er zu frösteln. Der Eisfuchs gehört damit zu den kälteverträglichsten Lebewesen der Erde.

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Verbreitungsgebiet / Lebensraum

Verbreitungsgebiet / Lebensraum:

• Verbreitungsgebiet:
Der Eisfuchs hat eine zirkumpolare Verbreitung: Er kommt in allen Ländereien vor, welche an das Nordpolarmeer grenzen - vom nördlichen Alaska über Nordkanada, Grönland, Island, Spitzbergen und Nordskandinavien bis zu den nördlichen Bereichen Russlands. Hier bewohnt er zur Hauptsache die offenen, baumlosen Tundren, welche die meiste Zeit des Jahres von einer dicken Schneedecke überzogen sind. Während sich die sommerlichen Wurfplätze mehrheitlich im Binnenland befinden und sich die Eisfüchse dann mehr oder weniger gleichmässig über das Land verteilen, halten sie sich in den Wintermonaten gern in Küstennähe auf, oft in beachtlicher Entfernung von ihren Sommerwohngebieten. Manche von ihnen wandern dann auch weit auf das Packeis hinaus, das in dieser Jahreszeit das Nordpolarmeer bedeckt. Eisfüchse konnten schon lediglich 140 Kilometer vom Nordpol entfernt beobachtet werden!

 

• Lebensräume:

Während des Sommerhalbjahrs leben Eisfüchse paarweise in festen Territorien, deren Fläche sich nach dem Nahrungsangebot, also der lokalen Beutetierdichte, richtet. Sie sind selten kleiner als 8 Quadratkilometer, messen aber mitunter über 50 Quadratkilometer. Gewöhnlich verjagt das Männchen alle männlichen Widersacher und das Weibchen alle Rivalinnen unnachgiebig aus dem Revier. Manchmal duldet das Paar jedoch auf seinem Grundstück noch ein oder zwei weitere Weibchen. Es sind meistens erwachsene Töchter, die im Revier der Eltern «Gastrecht» haben und sich gewöhnlich nicht selbst fortpflanzen, sondern das elterliche Paar tatkräftig bei der Aufzucht von dessen Welpen unterstützen.

Früher war man sich über den Sinn dieses uneigennützigen Verhaltens nicht recht im klaren. Heute weiss man, dass es sich um eine zweckmässige Anpassung an die schwierigen Verhältnisse handelt, unter denen diese Arktisbewohner leben: Die jungen Weibchen vergrössern durch ihr Verweilen im elterlichen Territorium und ihre aktive Mithilfe im «Haushalt» den Aufzuchterfolg der Eltern. Gleichzeitig können sie als «Tanten» genügend Erfahrung im Umgang mit Kleinkindern sammeln, bevor sie ihre eigene Familie gründen.


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Nahrung

Nahrung / Feinde:

• Nahrung:

Der Eisfuchs ernährt sich vornehmlich von fleischlicher Kost. In den meisten Bereichen seines Verbreitungsgebiets machen verschiedene Lemmingarten - darunter der Berglemming (Lemmus lemmus) , der Oblemming (Lemmus sibiricus) und der Halsbandlemming - sowie die Sumpfmaus (Microtus oeconomus) und die Graurötelmaus (Clethrionomys rufocanus) den Grossteil seiner Beutetiere aus. Sein überaus empfindlicher Geruchssinn lässt ihn Nagetiernester selbst unter einer dicken Schneeschicht entdecken, was im Winter von überlebenswichtiger Bedeutung ist. Arktische Brutvögel, Altvögel ebenso wie deren Eier und Jungen, machen ebenfalls einen wichtigen Teil der Eisfuchsnahrung aus. Und auch Aas verschmäht der kleine Wildhund keineswegs, wenn er welches findet.


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Fortpflanzung

Fortpflanzung:

• Fortpflanzung:

Innerhalb seines grossen Reviers verfügt das Eisfuchspaar an einem sorgfältig ausgewählten Ort über einen geräumigen, selbstgegrabenen Erdbau, der sehr komplex strukturiert ist und manchmal bis zu fünfzig Eingänge aufweist. Darin bringt das Weibchen gewöhnlich im Mai oder Juni, nach einer Tragzeit von etwa 52 Tagen, 8 bis 12 Junge zur Welt. Dies ist eine im Vergleich zu den meisten anderen Raubtieren ungewöhnlich hohe Jungenzahl, auf deren Bedeutung wir noch zu sprechen kommen werden.

Die jungen Eisfüchse sind anfangs blind und völlig hilflos. Während dieser Zeit bleibt das Weibchen ständig im Bau und wird dort vom treusorgenden Männchen und eventuell vorhandenen Töchtern mit Nahrung versorgt. Etwa im Alter von zwei Wochen öffnen die Welpen ihre Augen und beginnen, auch feste Nahrung zu sich zu nehmen. Wenig später krabbeln sie dann erstmals zum Baueingang, und schon wenig später spielen sie ausgelassen miteinander vor dem Bau und erforschen dessen nähere Umgebung. Das Männchen ist während dieser Phase überaus wachsam. Nähert sich ein Feind dem Bau, so versucht es, durch lautes Bellen die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und von der Familie abzulenken.

Die Jungen wachsen sehr rasch heran. Schon mit 6 bis 8 Wochen werden sie entwöhnt. Wenn das Sommerende naht, verlassen sie gemeinsam mit ihren Eltern den sicheren Erdbau, und schon wenig später löst sich die Familie auf: Die Jungfüchse machen sich selbständig, und besonders die jungen Männchen wandern dann oftmals weit von ihrem Geburtsort weg. Die Alttiere verlassen ihr Territorium in vielen Fällen ebenfalls, um den Winter in Küstengebieten zu verbringen, wo der Winter weniger hart und die Nahrungsversorgung weniger schwierig ist.

Nur wenige Jungfüchse überleben gewöhnlich - ihrer Unerfahrenheit wegen - den ersten Winter. Diejenigen aber, die es schaffen, versuchen schon im darauffolgenden Frühjahr, sich ein eigenes Grundstück anzueignen, einen Partner zu finden und sich fortzupflanzen. Hauptsächlich des Wettstreits um günstige Reviere wegen gelingt dies allerdings längst nicht allen von ihnen.

Gefährdung:

• Gefährdung:

Aufgrund der grossen Jungenzahl pro Wurf und der Tatsache, dass sich manche Jungen schon am Ende ihres ersten Lebensjahrs selbst fortpflanzen, vermögen Eisfuchspopulationen etwaig erlittene Bestandseinbussen ungewöhnlich schnell auszugleichen. Diese Fähigkeit ist für die arktischen Wildhunde von grösster Bedeutung. Die Populationen ihrer Hauptbeutetiere, der Lemminge, unterliegen nämlich starken zyklischen Schwankungen, welche mit den Umweltbedingungen zu tun haben. Und diese Schwankungen im Nahrungsangebot bleiben selbstverständlich nicht ohne Auswirkungen auf die Eisfuchspopulationen, denn unter natürlichen Bedingungen «kontrollieren» bekanntlich nicht die Raubtiere ihre Beutetiere, wie man früher glaubte, sondern ist genau das Gegenteil der Fall. Bestandszusammenbrüche der Tundranager, welche alle paar Jahre vorkommen, haben deshalb unweigerlich Bestandszusammenbrüche der Eisfüchse zur Folge. Doch ebenso rassig, wie jene ihre Bestände wieder aufbauen, vermögen sich auch die Eisfüchse zu erholen. Beobachtungen in Nordrussland (Sibirien) deuten darauf hin, dass jährliche Bestandsschwankungen um den Faktor 10 durchaus möglich sind. Auch hinsichtlich seiner Fortpflanzungsrate ist der Eisfuchs also perfekt in seine hochnordische Heimat eingepasst.


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Systematik

Systematik:

Familie: Hundeartige (Canidae)
Unterfamilie: Echte Hunde (Caninae)
Gattung: Eis- und Steppenfüchse (Alopex)
  • Eisfuchs (Alopex lagopus)
  • Steppenfuchs (Alopex corsac)
Systematik basiert auf Grzimeks Tierleben.

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Literatur

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Galerie


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Steckbrief
Datum: Samstag, 15 Mai 2010 11:35
Länge:
50 Zentimeter
Gewicht:
5 Kilogramm
Gefieder:
Spannweite:
Ernährung:
Nagetiere
Jungtiere:
bis zu 14 Welpen
Zugverhalten:
Fortpflanzung:
Gelege:
Tragezeit:
50 - 55 Tage
Brutzeit:
Verbreitungsgebiet:
Skandinavien, Island, Nordamerika bis Grönland
Alter:
15 Jahre
IUCN:
Nicht Gefährdet

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Informationen
Fotograf:
Marcel Burkhard
Fotograf Homepage:
www.foto-galaxy.ch
Aufnahmeort:
Tierpark Dählhölzli, Bern
Autor:
Markus Kappeler
Homepage:
http://www.markuskappeler.ch
Email:
Zusätzliche Hinweise:

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