Drucken
Krokodilschwanz-Höckerechse; Chinesische Krokodilschwanzechse
Datum: Montag, 08 März 2010 16:38
image

Allgemeine Beschreibung:

• Beschreibung:

Die Chinesische Krokodilschwanzechse (Shinisaurus crocodilurus) ist auf Grund ihres Schwanzes, der dem eines Krokodils sehr ähnlich ist, zu ihrem Namen gekommen. Ihren wissenschaftlichen Namen, Shinisaurus crocodilurus, verdankt sie dem deutschen Herpetologen Ernst Ahl. Dieser bekam zwei Exemplare der Art nach Berlin geschickt, die Prof. Shin auf einer Expedition im Jahr 1928 fand. Die Tiere waren bis dato unbekannt. Ahl beschrieb die Tiere im Jahr 1930 zuerst als neue Art, Gattung und Familie. Prof. Shin zu Ehren nannte er die Familie „Shinisauridae“ sowie die Gattung „Shinisaurus“ . Der Artname geht, wie bereits erwähnt, auf den krokodilähnlichen Schwanz zurück.

Laut der älteren Literatur wächst S. crocodilurus bis zu einer Gesamtgröße von etwa 42cm heran. Diese Angaben sind wohl jedoch veraltet. Wölfel hält diese Angabe zwar für den Durchschnitt, berichtet selbst aber von einem Tier aus seiner eigenen Terrarienanlage, welches über 50cm maß. Auch Zhao veröffentlichte im Jahr 1999 Daten über die Wildpopulation in dem Tiere mit Gesamtgrößen bis 59,7cm auftauchen. Die Tiere besitzen den charakteristischen seitlich abgeplatteten Schwanz. Dieser besitzt nach hinten spitz zusammenlaufend zwei Höckerreihen. Auch am Rücken finden sich in Reihen aufgeteilte Höcker. Röntgenaufnahmen der Tiere machten deutlich, dass es sich dabei um knöcherne Höcker handelt, die sich bis auf den Kopf fortsetzen. Die Universität von Texas in Austin besitzt in ihrer digitalen Bibliothek etwa Bilder eines durch eine hoch-auflösende Röntgen-Computertomographie gescannten Kopfes einer Chinesischen Krokodilschwanzechse. (http://digimorph.org/specimens/Shinisaurus_crocodilurus/adult/) Hier wird sehr deutlich, wie sich die verknöcherten Teile über den Kopf und dessen Seiten bis nach vorne zur Schnauzenspitze ziehen.

Die Grundfärbung der Tiere ist bräunlich oliv. Die Bauchseite ist in hellbraun bis beige gefärbt. Es gibt jedoch auch sehr auffallend gefärbte Tiere. So existieren rote Farbformen. Bei diesen befindet sich auf den Flanken und am Kopf eine starke rote Färbung. Die Oberseite der Tiere verbleibt jedoch meist in einem Braunton. Auch sehr helle bis fast weißliche Tiere kommen vor. Gemeinsam ist jedoch allen Farbformen der schwarze Fleck, den sie lateral über dem vorderen Beinpaar besitzen. Dieser lässt sich auch bei Jungtieren, deren Färbung anfangs nur sehr undifferenziert braun ist, bereits erkennen. Eine Besonderheit der Jungtiere ist der gelbe Stirnfleck, den sie von Geburt an besitzen, der sich jedoch nach etwa einem halben Jahr langsam verliert. Wölfel (2003) vermutet, dass es sich dabei um ein Merkmal handelt, dass Aggressionen der adulten Tiere den Jungtieren gegenüber unterdrücken könnte. Im Alter von einem halben Jahr haben sich die Jungtiere höchstwahrscheinlich bereits einen eigenen Lebensraum erschlossen und benötigen das Merkmal dann nicht mehr. Mägdefrau (1987) legt dar, dass die Geschlechter anhand der Färbung zu unterscheiden seien. Er nahm diese Vermutung jedoch bald selbst zurück. Bei Mägdefrau (1997) heißt es schließlich, bei adulten Tieren gebe der Quotient aus Kopflänge und Kopfbreite den Ausschlag für die Unterscheidung. Dieser Quotient solle bei Weibchen größer und bei Männchen kleiner als 1,9 sein. Wölfel (2003) jedoch stellt zur Diskussion, dass es sich hierbei um fast ausschließlich Wildfangtiere gehandelt habe. Er bringt ein, dass es in Gefangenschaft oft zur so genannten Mopskopfbildung kommen könne. Diese mache jeden Quotienten zunichte. Er selbst habe zwei sichere Weibchen, die Quotienten von 1,7 und 1,87 aufweisen. Bei diesen müsse es sich damit eigentlich um Männchen handeln. Auch andere Halter berichten ähnliches. Unter dem Strich bleibt damit festzuhalten, dass die Geschlechter sehr schwer unterschieden werden können. Oft bleibt damit lediglich zu warten, bis die Geschlechter als solche in Erscheinung treten. Eine DNA Analyse könnte laut Wölfel allerdings Aufschluss geben.

Die Chinesische Krokodilschwanzechse lebt in der Nähe von kleinen Gewässern. Sie lebt amphibisch sowohl im Wasser, wo sie auch für geraume Zeit abtauchen kann, als auch außerhalb, wo sie sich als tagaktives Tier auf Ästen liegend sonnt. Oft verharren die Tiere stundenlang unbeweglich an der gleichen Stelle und heben sich kaum farblich vom Untergrund ab. Erst bei Störung lassen sie sich ins Wasser fallen und schwimmen mit angelegten Beinen durch schlängelnde Bewegungen des Schwanzes davon.

S. crocodilurus ist in der Lage fehlende Körperteile teilweise zu regenerieren. Wird etwa ein Teil des Schwanzes verloren, etwa durch einen Biss, so bildet sich ein Regenerat. Dieses unterscheidet sich im Aussehen zwar vom ursprünglichen Schwanz, d.h. es lässt sich deutlich als Regenerat erkennen, nimmt jedoch, wie Wölfel berichtet, fast die Ausmaße des ursprünglichen Körperteils ein. Eine weitere Besonderheit ist die Tatsache, dass die Chinesische Krokodilschwanzechse ei-lebendgebärend, also ovovivipar, ist. Die Mutter brütet dabei die Eier noch im eigenen Körper aus und die Jungtiere schlüpfen im Körper und werden dann lebend geboren oder sie schlüpfen direkt nach der Eiablage.

Zurück

Drucken
Verbreitungsgebiet / Lebensraum

Verbreitungsgebiet / Lebensraum:

• Verbreitungsgebiet:
Anfangs hielt man die Verbreitung der Art für auf die süd-chinesische Provinz Guanxi (gesprochen: gwang schi) beschränkt. Im Jahr 2002 konnte die Verbreitung jedoch auch im nordöstlichen Vietnam nachgewiesen werden. Das Verbreitungsgebiet verkleinerte sich jedoch innerhalb von etwa 12 Jahren von 300km² auf nur noch etwa 100km².
• Lebensräume:

Das Biotop besteht im chinesischen Verbreitungsgebiet aus Kegelkarst. In Vietnam bewohnen sie immergrünen Regenwald. Die Biotope zeichnen sich durch vielfältigen Pflanzenbewuchs, weniger in Vietnam, wo Bambus vorzuherrschen scheint, als in Guangxi, und eine hohe Luftfeuchtigkeit aus. Es gibt viele kleine Tümpel, die von der Art erschlossen wurden. Von dem Biotop in Vietnam wird berichtet, dass die Tiere sich auch an fließenden Gewässern aufhalten (Le Khac Quyet bei Wölfel).


Drucken
Nahrung

Nahrung / Feinde:

• Nahrung:

Die Tiere gehen an alles, was sie überwältigen können. Von Tauwürmern über Grillen, Heimchen, Heuschrecken und Schaben bis hin zu vegetarischer Kost (diese soll laut Mägdefrau vereinzelt angenommen worden sein. Ich selbst konnte diese Beobachtung bislang nicht machen). Wölfel (2003) berichtet, dass sich die Tiere erstaunlich ungeschickt anstellen, beim Fangen von im Wasser lebender Beute. Etwa Fische, Kaulquappen oder wasserlebende Insekten. Er berichtet aber auch, dass diese bei Mageninhaltsanalysen von Wildtieren nachgewiesen wurden, diese also auch zum natürlichen Nahrungsspektrum gehören müssen. Ich selbst konnte jedoch auch schon feststellen, dass die Tiere etwa Probleme haben, auf den Grund gesunkene Tauwürmer zu erbeuten. Einfacher gestaltet sich dies an Land. Wölfel teilte mir etwa persönlich mit, dass bei anderen Haltern schon beobachtet wurde, wie Regenwürmer, die versuchen, im Substrat zu verschwinden, von den Krokodilschwanzechsen regelrecht wieder ausgegraben werden. Mit auf dem Wasser treibendem Futter haben die Tiere eigener Erfahrung nach weniger Probleme. Sie orten sie schnell und erbeuten sie teilweise von unten antauchend.


Drucken
Fortpflanzung

Fortpflanzung:

• Fortpflanzung:

Bei der Paarung setzt das Männchen bei dem Weibchen einen Nackenbiss an und schiebt seinen Schwanz unter den der Partnerin. Die Trächtigkeitsdauer kann bis zu 14 Monate dauern (Mägdefrau & Schildger, 1993). Wölfel gibt ein persönliches Gespräch mit Karsupke wieder, der von einem Weibchen berichtet, welches bereits über 14 Monate trächtig sein sollte. Laut Rogner (2001) soll eine Paarung unter zwei Jahre alten Tieren stattgefunden haben. Wölfel bestätigt diese Angabe mit eigenen Erfahrungen. Wann allgemein eine Geschlechtsreife eintritt, ist bislang nicht geklärt. Es stehen auch Vermutungen im Raum, dass dies mit dem Körpergewicht zusammenhängen könnte. Frisch geborene Krokodilschwanzechsen haben normalerweise ein Gewicht von 3 - 6 Gramm. Abweichungen nach oben und unten sind jedoch ebenso bekannt. Rogner berichtet, dass die Geburt meist kurz nach der Winterruhe stattfinde. Es werden teilweise bis zu 15 Jungtiere geboren (Wölfel, 2003).

Gefährdung:

• Gefährdung:
Die Chinesische Krokodilschwanzechse ist in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet sehr stark gefährdet. Schätzungen aus dem Jahr 2003 zeigen, dass es nur noch weniger als 1000 Exemplare im Habitat gibt. Es gilt als gesichert, dass zwischen 1930 und 1984 keine Tiere aus China exportiert wurden. Erst im letztgenannten Jahr begann das Interesse die Tiere im Terrarium zu halten und sie wurden dafür exportiert. Dies ist jedoch wohl nicht der Hauptgrund für die Bestandsverringerung. Sowohl in der chinesischen Küche als auch in der Medizin fanden die Tiere häufige Anwendung und wurden dafür in erheblichem Umfang der Natur entnommen.

Ein europäisches Zuchtprojekt, geleitet von Harry Wölfel soll den Bestand der in Gefangenschaft lebenden Tiere erfassen und das Überleben der Art durch gezielte Erhaltungszucht sichern. Weitere Informationen sind auf www.shinisaurus.de erhältlich.

Drucken
Systematik

Systematik:

Zwischenordnung: Schleichenartige (Anguimorpha)
Familie: Höckerechsen (Xenosauridae)
Gattung: Krokodilschwanz-Höckerechsen (Shinisaurus)
Systematik basiert auf Grzimeks Tierleben.

Drucken
Literatur

Bücherempfehlungen:

Links / Literatur:

• Links:
Red List IUCN
• Literatur:
• Rogner, Manfred :
Zur Lebensweise, Haltung, Pflege und Vermehrung der Krokodilschwanz-Höckerechse , Reptilia 2001 (Nr.31), S.55-61

Mägdefrau 1987:
Zur Situation der Chinesischen Krokodilschwanz-Höckerechse , Shinisaurus crocodilurus AHL, 1930, herpetofauna 9 (51), S.6 - 11

Wölfel, Harry:
Neuigkeiten von der Krokodilschwanz-Höckerechse Shinisaurus crocodilurus (AHL, 1930), elaphe 11 (2003), Heft 1, S.22 - 29

Drucken
Galerie


Drucken
Steckbrief
Datum: Montag, 08 März 2010 16:38
Länge:
60 Zentimeter
Gewicht:
250 - 400 Gramm
Gefieder:
Spannweite:
Ernährung:
Grillen, Heuschrecken
Jungtiere:
2 - 15 Jungtiere
Zugverhalten:
Fortpflanzung:
Lebendgebährend
Gelege:
Tragezeit:
14 Monate
Brutzeit:
Verbreitungsgebiet:
Südchina
Alter:
IUCN:
Stark Gefährdet

Drucken
Informationen
Fotograf:
Peter Emmert
Fotograf Homepage:
www.peter-emmert.de
Aufnahmeort:
Zoo Wuppertal
Autor:
Christoph Schmitt
Homepage:
Email:
Zusätzliche Hinweise:

Zurück